Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Yellowstone-Nationalpark

USA Wyoming

Uramerikanische Wildnis

Durch den ältesten Nationalpark der Welt streifen Grizzlybären, Wölfe und Pumas. Bekannt ist Yellowstone auch für seine riesigen Bisonherden. Die zotteligen Urrinder vor verschneiten Berggipfeln und dampfenden heißen Quellen sind längst zum Inbegriff des Naturerbes der Vereinigten Staaten geworden. Der Bison ist das Wappentier der US-Nationalparkbehörde und ziert die Flagge Wyomings. Ein Großteil des Yellowstone-Nationalparks liegt auf dem Gebiet des „Buffalo States“. Dass der amerikanische Bison einmal zur gefeierten Touristenattraktion werden würde, war noch vor wenigen Jahrzehnten kaum vorstellbar. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen weiße Siedler, die Präriegiganten zu Hunderttausenden abzuschlachten. Bisonjäger wie der Westernheld William Cody alias Buffalo Bill brüsteten sich damit, Tausende Tiere innerhalb weniger Monate getötet zu haben. Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den 1870ern zeigen meterhohe Berge von Bisonschädeln, neben denen stolze Siedler posieren. Die geköpften, felllosen Kadaver verfaulten in der Präriesonne. Um 1900 hatten von mehr als 30 Millionen Bisons, die vor der Ankunft der Europäer durch Nordamerika zogen, nur wenige Hundert überlebt. Als die letzte wilde Herde, die vor dem großen Schlachten gerettet werden konnte, gelten die Bisons von Yellowstone. Heute leben hier wieder mehr als 5000 Tiere. Sie sind die Nachfahren von etwa 25 Bisons, die in einem entlegenen Tal überdauerten. Inzwischen haben einige Viehzüchter in Wyoming und Montana ihre Farmen in Weideland für Bisons umgewandelt. Non-Profit Organisationen wie die Y2Y-Conservation-Initiative und die American Prairie Foundation streben an, Farmland zwischen bereits bestehenden Schutzgebieten in Kanada und den USA in Korridore für Bisons und andere Arten umzuwandeln. So könnten die Tiere in ferner Zukunft einmal wieder ihre alten Wanderbewegungen aufnehmen.

Wilpattu-Nationalpark

Sri Lanka – Northwestern Province

Im Revier des Leoparden

Der größte und einer der ältesten Nationalparks Sri Lankas wird noch immer nur von wenigen Touristen besucht. Während des Bürgerkriegs war die Region die längste Zeit unzugänglich. In den letzten Jahren wird der Park langsam wieder entdeckt. Mit seinen dichten Wäldern, zahllosen Seen und einer einzigartigen Vielfalt an Tierarten gehört er zu den reizvollsten Schutzgebieten des Landes. Ein großer Teil der Sri-Lanka-Leoparden lebt hier und nirgendwo stehen die Chancen besser, die bedrohten Lippenbären zu beobachten.

Vatnajökull-Nationalpark

Island Norðurland/Austurland

Wunderland der Trolle

Hier also baden die Trolle! Über schwarzem Lavageröll dampft ein erhitzter Gebirgsstrom. Dahinter leckt die gigantische Eiszunge des Vatnajökull-Gletschers am Vulkangestein. Der Sage nach treiben sich die Jólasveinar am Rand des Lavafelds von Holuhraun herum und die heißen Quellen sind ihre Badestube. Jólasveinar nennen die Isländer ihre traditionellen Weihnachtstrolle. Sie haben gleich dreizehn von ihnen. Ab dem 12. Dezember wandern sie einer nach dem anderen zu den Menschen ins Tal bis zu Heiligabend alle unten angekommen sind. Jedes Kind in Island wartet dann schon auf sie. Wer durch die Heimat der Jólasveinar unterwegs ist, lernt das Staunen und Schaudern. Auf rauen Lavapisten und durch eisige Bergbäche schlittert der Geländewagen vorbei am verschneiten Herðubreið, der breitschuldrigen Königin der Berge Islands. Zu ihren Füßen stürzen tosende Wasserfälle in tiefe Schluchten. Auf dem Gebirgsmassiv von Dyngjufjöll ragen bizarre Lavafelsen wie erstarrte Berggeister aus dem Schnee. Am Ende mag sich auch so mancher abgeklärte Zentraleuropäer gar nicht mehr so sicher sein, ob durch das Hochland des Vatnajökull-Nationalpark vielleicht nicht doch Naturgeister spuken. Warum eigentlich nicht auch Weihnachtstrolle?

Utupua

Salomonen Santa-Cruz-Inseln

Die Insel der Utopier

Nur zwei Buchstaben trennen die Insel Utupua von der »wunderbarlichen Innsul«, die Thomas Morus 1516 als Utopia erschuf. Bevor spanische Seefahrer die ersten Geschichten aus der Südsee nach Europa brachten, bestimmte Utopia das Bild des Westens vom Paradies auf Erden: ein
Ort am Ende der Welt, wo die Menschen glücklich sind, weil es kein Geld gibt, kein Brauchen und kein Haben. Utupua ist in der Wirklichkeit Teil der Santa-Cruz-Inseln, eines Archipels der Salomonen nordöstlich von Australien. Das Eiland gehört zu den entlegensten des Pazifiks. Auf Utupua gibt es kein Gasthaus. Wenn Besucher auf die Insel kommen, schlafen sie in den Hütten der Insulaner. Niemand fragt nach dem Preis einer Übernachtung, denn im Alltag der Utopier gibt es kein Geld. Hier lebt man von dem, was das Meer, der Wald, die Kokospalmen und ein paar Gemüsegärten hergeben. Utupua hat knapp 1000 Einwohner und ist mit 69 Quadratkilometern nicht einmal so groß wie die Nordseeinsel Föhr. Allerdings werden auf Utupua drei Sprachen gesprochen, die nur hier lebendig sind. Zwei Völker, Melanesier und Polynesier, leben seit langer Zeit friedlich Hütte an Hütte. Es gibt Lieder, die man nur hier singt und Geschichten, die man nur hier versteht. Von Haien, Delfinen und Krokodilen. Und von riesigen Seekühen, den Dugongs,
die in hellen Vollmondnächten auf der Suche nach Seegrasfeldern in die Buchten ziehen. Auf den anderen Inseln der Salomonen, wo man vielerorts die Seekühe fast ausgerottet hat, versteht man heute unter Dugong ein Mädchen, das für Geld mit Männern die Nacht verbringt. Hier auf Utupua schweben die Dugongs noch über den Riffen, müden Walfischen gleich, mit dem sanften Blick der Sirene. Doch das Idyll ist bedroht. Die Regierung der Salomonen hat ihre Tropenwälder als Profitquelle entdeckt und die Rodungsrechte an transnationale Holzverarbeitungs-Unternehmen übertragen. Einheimische Landbesitzer hoffen durch die Freigabe ihrer Waldgebiete auf den schnellen Wohlstand. Der industrielle Kahlschlag hat längst auch die entlegensten Inseln erreicht. Der WWF zählt die Wälder der Salomonen heute zu den bedrohtesten Ökoregionen der Erde.

Torres del Paine-Nationalpark

Chile Patagonien

Am Ende der Erde

Die dramatische Bergsilhouette der Torres del Paine in Patagonien gehört zu den spektakulärsten Landschaftsbildern Südamerikas. Benannt ist sie nach drei Granitbergen, die wie gewaltige Türme aufragen. Im Bereich des Nationalparks steigt die Cordillera Paine im Süden Chiles auf über 3000 Meter an. Vor den verschneiten Gipfeln des Bergmassivs lassen sich zahlreiche Tierarten wie Guanakos, Nandus und mit etwas Glück auch Pumas beobachten.

Sirmilik-Nationalpark

Kanada Nunavut

Einhorn aus dem Eis

„Die große Wanderung“ nennen die Inuit die Zeit der Sommermonate, wenn Tausende Wale aus dem Lancastersund im äußersten Norden Kanadas in die Buchten und Fjorde der Baffininsel vordringen. Erst tauchen die schneeweißen Schulen der Belugas auf, die weißen Wale. Im anthrazitfarbenen Wasser schimmern ihre Körper wie erlöschende Splitter von Eisbergen, mal türkis mal aquamarin. Die verspielten Wale mit dem kindlichen Lächeln nähern sich häufig neugierig dem Menschen. Bald tönt das dumpfe Brummen der Grönlandwale unter dem Packeis. Der geheimnisvollste Bewohner aus dem Eis aber ist der Narwal. Es ist das spiralförmig gedrehte Einhorn, das den Narwal zum rätselhaftesten aller Wale macht. Jahrhundertelang rankten sich Mythen um den Ursprung des seltenen Strandguts aus dem Eis. Einst wurde es um ein Vielfaches mit Gold aufgewogen, war als Reliquie ein umkämpfter Schatz für Könige und Kirchenfürsten und galt als Wundermittel gegen die Pest. Dass das schraubenförmige Horn nicht wie in der Legende auf der Stirn eines Pferdes wuchs, sondern der Eckzahn im Oberkiefer eines Wals ist, wurde erst im 17. Jahrhundert langsam bekannt. Der Sirmilik-Nationalpark gilt als einer der wenigen Orte auf der Welt, wo man den Einhörnern der Meere begegnen kann.

Ruaha-Nationalpark

Tansania Iringa

Es lebe der König!

In den berühmten Schutzgebieten Tansanias wie der Serengeti und dem Ngorongoro-Krater stauen sich nicht selten ein Dutzend Safari-Jeeps um die Löwen. Im weit weniger bekannten Ruaha-Nationalpark hat man den König der Tiere meist ganz für sich allein und die Chancen stehen genauso gut für eine Audienz. Um Ruaha allein leben etwa zehn Prozent der Löwen Afrikas. Eine Safari in dem entlegenen Nationalpark lohnt sich aber auch schon ohne eine Begegnung mit den Raubkatzen. Tausende Elefanten streifen durch den Park.  Am Ufer des wilden Ruaha-Flusses grasen Kudus, Zebras und Giraffen. Von haushohen Granitfelsen spähen Klippschliefer nach Leoparden. Schillernd farbige Vogelarten wie der endemische Ruaha-Rotschnabeltoko und der azurblaue Senegalliest flattern durch das zur Regenzeit saftig grüne Buschland. Mit einer Fläche von mehr als 20.000 Quadratkilometern hat er fast die Fläche Sachsen-Anhalts und ist damit der größte Nationalpark Ostafrikas – ein wahres Abenteuerland für Naturfreunde.

Quirimbas-Nationalpark

Mosambik Cabo Delgado

Sansibars vergessene Schwestern

Aus der Luft betrachtet sehen die Quirimbas im Türkis des Indischen Ozeans aus, als habe man die Malediven vor die Küste Ostafrikas verpflanzt: schillernde Riffe und von weißen Sandbänken umgebene Koralleneilande – ein funkelnder Kontrast zur monotonen Steppenlandschaft Ostafrikas. Die 30 Inselchen des Archipels ziehen sich etwa 200 Kilometer entlang der nördlichen Küste Mosambiks von der Hafenstadt Pemba bis zur Grenze Tansanias. Nach dem 16-jährigen Bürgerkrieg bis 1992 und dem wirtschaftlichem Niedergang in seiner Folgezeit öffnet sich Mosambik langsam wieder dem Tourismus. Die Quirimbas wurden in den letzten Jahren vor allem von den Südafrikanern wiederentdeckt. Viele Taucher zählen ihre unberührten Riffe zu den schönsten Afrikas.

Pench-Nationalpark

Indien Madhya Pradesh

Besuch bei Baghira und Balu

Der verwunschene Wald im heutigen Pench-Nationalpark soll einst Rudyard Kipling zu seinem weltberühmten Dschungelbuch inspiriert haben. Baghira, Balu und Shir Khan: Sie alle sind mit etwas Glück in dem zentralindischen Schutzgebiet zu beobachten. Der Park ist nicht nur Heimat von Leoparden, Lippenbären und einer wachsenden Zahl an Königstigern, er beherbergt auch Wölfe, Pythons und Horden von Affen: Für Mogli wäre er noch heute ein riesiger Abenteuerspielplatz.

Ouvéa

Neukaledonien Loyalitätsinseln

Sterne im Ozean

Wo liegt noch einmal Neukaledonien? Selbst im Mutterland Frankreich haben viele noch nie von dem Überseegebiet zwischen Australien und den Fidschi-Inseln gehört. Nach dem australischen Great Barrier Reef hat Neukaledonien das weltweit zweitgrößte Doppelbarriereriff. Hier können Taucher 146 verschiedene Typen von Korallenriffen erkunden, die größte Vielfalt weltweit. Die UNESCO hat die neukaledonischen Lagunen bereits 2008 als einzigartiges Welterbe ausgezeichnet. Anders als vielerorts am Great Barrier Reef haben Schnorchler und Taucher die Korallengärten meist für sich allein. Zu dem auf über 1,3 Millionen Quadratkilometern weitverstreuten Archipel gehören unter anderem auch die weltabgeschiedenen Loyalitätsinseln. Deren nördlichstes Koralleneiland, Ouvéa, ist eine einzige Südseeidylle: Strahlend türkises Meer, blendend weißer Sand und in lauer Meeresbrise wehende Kokospalmen. Südliche und Nördliche Plejaden nennt man die unbewohnten Inselchen, die sich wie ein Sternenband an den Enden Ouvéas im Ozean verlieren. 2014 hat die Regierung Neukaledoniens den größten Teil des Meeres unter Schutz gestellt. Mit einer dreimal so großen Fläche wie Deutschland ist der Parc Naturel de Mer de Corail eines der größten Meeresschutzgebiete der Erde. Es soll den Lebensraum von unzähligen Tierarten bewahren, darunter 25 Meeressäuger, 48 Hai- und 19 Vogelarten.