Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Santa-Cruz-Inseln

Abschied von Utopia

Die Salomonen-Insel Utupua trennen nur zwei Buchstaben vom Paradies auf Erden – und ein dubioses Zukunftsprojekt

Auftritt der Holzfäller im Paradies. An diesem Abend lachen die Inselbewohner über die Fremden und sich selbst. Einige von ihnen mimen Chinesen, die zur Rodung der Wälder in die Südsee eingefallen sind. Im flackernden Rampenlicht sitzt der Vorarbeiter auf einer Kokosnuss, um seinen Hosenboden nicht schmutzig zu machen. Er trägt ein weißes Hemd, eine dicke Armbanduhr und eine neongrüne Sonnenbrille. Wenn der Holzfäller seine Stimme erhebt, brechen die Zuschauer in schallendes Gelächter aus.Auf der Salomonen-Insel Utupua gibt es kein Fernsehen. Dafür führen an Festtagen Laienschauspieler ihre Theaterstücke auf. Am Abend vor Saint Bartholomew, dem Fest des Schutzpatrons der anglikanischen Kirche, stehen biblische Geschichten auf dem Programm, aber auch Alltagsszenen werden nachgestellt: Aus Fischern werden Missionare, aus einheimischen Kleinbauern asiatische Holzfäller. Ihre Bühne ist der Dorfplatz von Nembao. Als Scheinwerfer dient eine einzige Gaslaterne. Elektrizität kennt man auf Utupua nicht.
Nur zwei Buchstaben trennen die Salomonen-Insel Utupua von der »wunderbarlichen Innsul«, die Thomas Morus 1516 als Utopia erschuf. Bevor spanische Seefahrer die ersten Geschichten aus der Südsee nach Europa brachten, bestimmte Utopia das Bild des Westens vom Paradies auf Erden: ein Ort am Ende der Welt, wo die Menschen glücklich sind, weil es kein Geld gibt, kein Brauchen und kein Haben. […]