Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Kolonialgeschichte

Kaiser Wilhelms wildes Land

Märtyrer, Maler und Nudisten - Zwischen 1884 und 1914 lockte Deutsch-Neuguinea Abenteurer und Exzentriker in die Südsee

Es war das entfernteste und exotischste Stück Erde, das sich das wilhelminische Kaiserreich als Kolonie einverleibte: Deutsch-Neuguinea. Als Land der Geister und Kannibalen zog es von 1884 bis 1914 deutsche Händler, Missionare und Abenteurer in die Südsee. Als „wildes, schönes Land“ pries der Expressionist Emil Nolde Neuguinea. In einem Farbrausch malte er nackte Eingeborene an Palmenstränden und studierte die Geistermasken Neumecklenburgs – heute Neuirland. Der Gesundheitsapostel und Lebensreformer August Engelhardt erklärte 1902 die Koralleninsel Kabakon als „Insel des Sonnenordens“ – eine Kolonie für Veganer und Nudisten, die vor der biedermeierlichen Prüderie des Kaiserreichs in ein irdisches Paradies flohen: „Die reine Kokosdiät macht unsterblich und vereinigt mit Gott“, verkündete Engelhardt. Bis zu 30 Jünger zählte Engelhardts „aequatoriale Siedlungsgemeinschaft“. Doch sein theosophischer Lebensentwurf unter tropischer Sonne scheiterte. Die Ordensgemeinschaft zerbrach an Tropenkrankheiten, Eifersuchtsdramen und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Erfolgreich hingegen waren die Bemühungen des preußischen Kolonialbeamten Franz Boluminski. Im Norden Neumecklenburgs versuchte er die verfeindeten Stämme entlang der Ostküste zu einigen, in dem er sie eine Straße bauen ließ. Die ehemals Kaiser-Wilhelm-Chaussee genannte Küstenroute war die erste befestigte Straße Neuguineas, die die deutschen Kokosplantagen miteinander verbinden sollte. […]