Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Neukaledonien

Die vergessenen Inseln

Mit dem größten Meerespark im Südpazifik will Neukaledonien seine einzigartige Unterwasserwelt bewahren

„Ganz ruhig bleiben, keine Panik!“ Mickaël Di Costanzos Kayak gleitet lautlos auf die Rückenflosse des Riffhais zu. Der Raubfisch hat ihn noch immer nicht bemerkt. Jetzt ist er nur noch wenige Meter entfernt. Als Di Costanzo vorsichtig das Paddel senkt, schnellt der Hai mit einem mächtigen Schlag der Schwanzflosse in die Tiefe und verschwindet hinter der Riffkante. Das Kayak schwankt von der Fluchtwelle und steuert dann seelenruhig auf den Strand zu.

Abenteuer-Guide Di Costanzo schrecken wilde Tiere nicht. Er ist durch Piranhaflüsse im Amazonasgebiet Ekuadors gepaddelt und arbeitete jahrelang als Expeditionsführer im arktischen Spitzbergen. Was ist schon ein Riffhai, wenn man Eisbären und Walrosse im Fahrwasser hatte?

„Als ich das Angebot bekam, in Neukaledonien zu arbeiten, wusste ich, das passt“, sagt der Franzose, der sonst nur ungern viele Worte verliert. Er hat auf der entlegenen Inselgruppe im Südpazifik ein neues Zuhause gefunden. Hier hat er die Welt für sich, kann Abertausende Paddelschläge lang einfach nur schweigen und sich hin und wieder eine Zigarette drehen, während der Blick die Steilküste entlangtastet oder sich am Horizont verliert. Würde man von hier aus endlos weiter Richtung Sonnenaufgang streben, man würde nach ein paar Wochen vielleicht auf Vanuatu landen oder die Strömung würde einen Richtung Neuseeland treiben.