Die Antilleninsel St. Martin gehört teils zu Frankreich und dem Königreich der Niederlande. Sie ist das kleinste Territorium der Welt, das eine Grenze in zwei Länder teilt.
„Im Grunde sind wir ja ein Volk“, sagt Ruby Bute über ihre geteilte Insel St. Martin und lacht. „Trotz all der Probleme – auch der politischen – gehören die französische und die niederländische Seite zusammen. Man sagt, wir sind wie Zwillinge – nur mit zwei verschiedenen Nationalitäten“. Die 79-jährige Malerin und Schriftstellerin sitzt im farbenfrohen Kleid auf ihrer orangegelb gestrichenen Terrasse. Sie blickt auf das grelle Pink eines Bougainvillea-Buschs und das üppig grüne Blätterdach eines von mächtigen Brettwurzeln gestützten Kapokbaums. Es sind dieselben Farben, die sich drinnen in ihrer Galerie in Butes Bildern wiederfinden: Exotische Blüten und Früchte, bunte karibische Häuschen und lebendige Karnevalsszenen – Saint-Martin beziehungsweise Sint Maarten ist in den Werken von Bute eine vereinte fröhliche Farbwelt. „Manchmal wünschte ich, ich könnte wie ein europäischer Künstler malen: in Schwarz, Braun und Grau“, sagt Bute. „Ich kann es einfach nicht. Ich meditiere in Farbe. So ist die Karibik nun einmal.“ Für die Grande Dame der Insel östlich von Puerto Rico und den Jungferninseln spiegeln die Bilder die Vielfältigkeit ihrer Heimat wieder. „Wir sind eine friedliche, weltoffene Insel“, sagt Bute.
Mit 87 Quadratkilometern Fläche ist St. Martin grob halb so groß wie Liechtenstein. Es ist das kleinste Territorium der Welt, das eine internationale Grenze in zwei Länder teilt. Der französische Teil der Hauptinsel hat etwa 53 Quadratkilometer und knapp 40.000 Einwohner, im dichter besiedelten Sint Maarten leben auf 34 Quadratkilometern etwa 44.000 Menschen. […]