Gleich zwei Nobelpreisträger, eine Kaiserin und einen Mister Universum hat das Antillen-Eiland Saint Lucia hervorgebracht

Sie nennen ihn den U-Boot-Menschen. Seelenruhig gleitet der alte Mann entlang der Riffkante in die Tiefe. Eine Wolke aus kobaltblauen Korallenfischen umschwärmt ihn. Rotbäuchige Barsche und knallbunte Seepapageien geben dem Taucher den Weg zwischen weit ausladenden Fächerkorallen frei. Er schnippt ihnen freundschaftlich zu. In einer Felsspalte hat er eine Muräne entdeckt, die bedrohlich das Maul mit den spitzen Zähnen aufsperrt. Mit einem Kopfnicken grüßt er sie wie einen alten Freund. Luftblasen steigen gläsernen Quallen gleich zur Meeresoberfläche.

Hier unten, zehn Meter unter Null, ist Victor Antoine kein Greis mehr. Seine Bewegungen sind die eines Jungen. Ein Mann in seinem Element. Ein Fisch unter seinesgleichen.

„Unter Wasser bin ich zuhause wie an Land“, sagt der 66-Jährige, nachdem er oben am Palmenstrand von Anse Chastanet seine Taucherbrille über den Kopf gezogen hat. Kein Mensch auf Erden hat so viel Zeit unter der Meeresoberfläche verlebt wie er. Mit über 20.500 Tauchgängen von insgesamt 6,4 Jahren Länge landete er schon vor Jahren im Guinness-Buch der Rekorde – inzwischen hat er mehr als 7 Jahre seines Lebens unter Wasser verbracht.

„Ich denke nicht daran, in Ruhestand zu gehen!“, sagt der Taucher. Er lächelt freundlich und zurückhaltend wie ein Schuljunge. Seine unterirdische Karriere begann er in Französisch-Guyana. Dort tauchte er auf der Suche nach Gold und Edelsteinen bis zu neun Stunden täglich in Urwaldflüssen. „Da unten begegnete ich elektrischen Zitteraalen und Alligatoren“, erzählt er, „aber wirklich gefährliche Situationen gab es sehr selten.“ […]