Jahr für Jahr versammeln sich in der kanadischen Hudson Bay tausende Belugas zu einem einzigartigen Unterwasserkonzert
Als Rob Knaggs an einem hellen Sommermorgen zum ersten Mal sein Cello in ein Motorboot hievte und hinaus über das dunkle Wasser der Hudson Bay schipperte, hielten ihn einige in dem Polarstädtchen Churchill für verrückt. „Wir wollten einfach nur ausprobieren, ob die Belugas die Beatles mögen“, erzählt der Musiker. Er ließ über ein Kabel einen Lautsprecher von seinem Instrument in das eisige Wasser verlegen und begann bald sanft über die Saiten seines Cellos zu streichen. Yesterday, all my troubles seemed so far away. Die altbekannte, sehnsüchtige Melodie breitete sich in leisen Schwingungen über das vibrierende Boot in die Tiefen des arktischen Meeres aus.
Was dann geschah, überraschte den 26-jährigen keineswegs. In kurzer Zeit tauchten hinter seinem Boot wie aus dem Nichts die schneeweißen Körper einer Gruppe von Belugas auf. Die wundersamen Wale folgten der Melodie des Cellos und schlossen sich eng dem singenden Boot an. Mehr noch: Sie begannen, der Musik auf ihre Art zu antworten – mit einer Sinfonie aus leisem Pfeifen, Knarzen und Wispern. Knaggs konnte den Chor der Meeressäuger hören und hätte sie mit seinen Händen berühren können, aber er legte seinen Bogen nicht zur Seite. Er konnte das ewige Lächeln der Wale sehen, wie sie sich scheinbar der Schönheit des melancholischen Lieds hingaben, sich verspielt in der Fahrwelle des Motorboots drehten und mit ihren eigenen wunderbar vielseitigen Walgesängen einstimmten. Oh, I believe in yesterday. […]