Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Vogelbeobachtung

Frei wie ein Kolibri

Für einen entspannten Strandurlaub ist die Antilleninsel Dominica viel zu aufregend. Auf ihren Urwaldpfaden erleben Naturbegeisterte die Karibik von ihrer wildesten Seite

 

Alles begann mit einem sterbenden Vogel. „Ich habe noch seinen Herzschlag in meiner Hand gespürt“, sagt Bertrand Jno Baptiste. „Ich habe mich gefragt: Warum nur hast du etwas so Schönes getötet?“ Wie viele Jugendliche auf Dominica hatte er den Vogel mehr aus Zeitvertreib mit der Schleuder im Bergwald erlegt. Es sollte der letzte Vogel sein, den der damals Elfjährige ums Leben brachte. Er war aber auch der erste von hunderten Arten, die der heute 61-Jährige Großvater seither beobachtete und auf seiner persönlichen Vogelliste notierte.

„Allein auf Dominica gibt es 186 Arten“, sagt Dr. Birdy, wie ihn alle auf der Insel zwischen den französischen Überseedepartements Martinique und Guadeloupe nennen. „Ich habe jede einzelne gesehen.“ Mit 18 Jahren arbeitete Jno Baptiste als Freiwilliger für den WWF und setzte sich für den Schutz der Bergwälder ein. Nach und nach lernte er immer mehr über die zauberhaftesten Bewohner Dominicas. Er begann auch auf anderen Antilleninseln Vögel zu beobachten.

Heute ist Jno Baptiste als Naturführer meist für Touren ausgebucht, die Reisende aus der ganzen Welt nach Dominica zieht. Wer den leidenschaftlichen Vogelexperten durch den Dschungel am Fuß des Morne Diablotins, des mit 1447 Metern höchsten Gipfels der Insel, begleitet, lernt viel über das einzigartige Ökosystem und seine faszinierende Fauna. Auf abenteuerlich hohen Klippen und tief im Urwald, in atemraubend steilen Schluchten mit tosenden Wasserfällen und am Kraterrand von schlummernden Vulkanen leben noch immer Vögel, die es nirgendwo sonst auf der Welt oder nur auf wenigen Nachbarinseln gibt. […]