Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
Suche Menü
zurück zum Land (Portugal)
Côa-Tal

Zurück in die Steinzeit

Portugiesische Naturschützer haben einen Traum: das Côa-Tal in eine Wildnis der Steinzeitjäger zurückzuverwandeln. Ihre Inspiration: 30.000 Jahre alte Felsbilder.

Die Zeitreise beginnt am Fuß des Burgbergs von Castelo Melhor. Die beleuchteten Mauern der mittelalterlichen Festung verschwinden hinter knorrigen Ölbäumen. Ana Berliners Geländewagen biegt in einen Feldweg ein. In der Dämmerung ist nur Ginstergestrüpp zwischen alten Steinmauern zu erkennen. Irgendwann hält die Biologin plötzlich.

Zikaden surren. Tief unten im Tal spiegelt sich der noch erhellte Abendhimmel in einem Fluss. „Wären da nicht die Felsbilder“, sagt Berliner, „das alles wäre jetzt unter Wasser.“

Das Côa-Tal im Nordosten Portugals gehört zu den wildesten des Landes und birgt seit Abertausenden von Jahren ein Geheimnis. Niemand weiß, wie alt genau die mysteriösen Steinritzungen von hunderten hier längst ausgestorbenen Tieren – Steinböcke, Wildpferde und Auerochsen – sind. Und niemand kann mit Sicherheit sagen, warum die Menschen der Altsteinzeit sie hier mit beeindruckender Kunstfertigkeit und in rätselhafter Dichte hinterließen.

Mitte der 90er Jahre sollte ein Staudamm die wilden Wasser des Côa nutzbar machen. Die Pläne lagen schon bereit und die ersten Arbeiten hatten begonnen. Ein Archäologe aber machte Wissenschaftler und die Presse auf die wenig bekannten Petroglyphen aufmerksam. Ein französischer Prähistoriker erkannte das Côa-Tal als „die größte Freiluft-Stätte mit paläolithischer Kunst in Europa, wenn nicht in der Welt“. Mit dem Slogan „Die Felsbilder können nicht schwimmen!“ forderten Demonstranten den Baustopp. Am Ende lenkte die Regierung ein. […]