Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Zeitreise

Zeitlos grandios

Zwischen unterirdischen Totentempeln und kostbaren Barockhimmeln hat sich Malta eine jahrtausendealte Kulturlandschaft bewahrt

Wir sind eine barocke Nation“, sagt Kenneth Zammit Tabona und wedelt sich mit einem Programmheft Luft zu. Einen Fächer hat er gerade nicht zur Hand, aber auch so kann man sich den Maler, Illustrator und Kolumnisten gut in einem Gemälde aus dem frühen 18. Jahrhundert vorstellen, als schwärmerischen Künstler samt Don Juan-Bart und Allongeperücke. Tabona sitzt unter dem üppigen Kronleuchter auf einem der 623 Sitze im leeren Teatru Manoel. Über ihm wölbt sich der ovale Sternenhimmel eines der ältesten noch immer bespielten Theaters der Welt. Seine Stimme hallt gegen die Logenränge mit den Blattgoldranken: „Zum Barockfestival ist es hier voll bis auf den letzten Platz“, sagt er, „dann kommen die Vallettaner mit Masken und Kostümen.“

Tabona hat das Festival 2013 ins Leben gerufen, es sei „pretty much my baby“, sagt er, „dabei war es nur natürlich, dass Malta endlich ein eigenes Barock-Event bekam.“ Denn mit Barock sei Valletta überreich gesegnet. Während der Festtage – im Januar 2017 in fünfter Auflage – wird in den Ballsälen und Kirchen der Stadt Bach, Händel und Vivaldi gespielt, im prunkvollen Großmeisterpalast finden rauschende Empfänge statt. Zu dem Ereignis kommen Barock-Ensembles und Orchester aus ganz Europa, dazu Kostümbildner und Komponisten – und Besucher aus der ganzen Welt.

Für Tabona ist Valletta aber nicht einfach nur Kulisse für ein Kulturspektakel. Er schwärmt von der lebendigen Hauptstadt einer stolzen Inselnation. „Wir wollen kein neues Venedig für reiche Amerikaner werden“, sagt Tabona. Mut macht ihm, dass „gerade junge Malteser Interesse an der Geschichte ihrer Stadt zeigen und am kulturellen Leben mitwirken.“ […]