Auf dem Weg der Lachse von der Nordseeküste ins schottische Hochland

Ein Papageientaucher müsste man sein. Einfach die Flügel ausbreiten und sich von den Klippen stürzen. In schwereloser Freiheit über den Wellen der Weltmeere schweben und allen Stürmen des Lebens trotzen.

Und dann, wenn man einmal entschlossen ist, sich niederzulassen – natürlich muss es eine Bleibe mit Meerblick in bester Lage sein – ist man der Star unter den Sturmvögeln. Neben all den plumpen Trottellummen und blassen Klippenmöwen wirkt der Papageientaucher wie eine Sambatänzerin unter Finanzbeamten.

Mit ihren scharlach-gelb-violett geschminkten Schnäbeln und den erdbeerroten Entenfüßen bringen die Vögel einen Hauch Exotik auf die rauen Felsen von Fowlsheugh. Sie bewohnen die obersten Stockwerke einer der größten Seevogelkolonien Großbritanniens. Mehr als 70 Meter ragt die steinerne Wand von Fowlsheugh aus der Nordsee auf. Zehntausende Brutpaare finden sich alle Jahre wieder an der Ostküste Schottlands ein und verbringen den Sommer hier. Sie verwandeln die nackten Klippen in eine wild bewegte Vogelstadt.

Lange hält es den Papageientaucher nicht in seiner Residenz auf den Klippen. Im Spätsommer packt den reisefreudigen Seevogel schon wieder die Sehnsucht nach den Weiten des Atlantiks. Erst im Frühjahr treibt ihn das Heimweh wieder nach Schottland zurück.

In den Fluten unter den Klippen ist ein anderer Nostalgiker auf dem Weg nach Hause, der Geheimnisvollste unter den Wanderlustigen der Nordmeere. Tausende Kilometer legt der Atlantische Lachs auf seinen Fernreisen zurück, bevor es ihn urplötzlich an den Ort seiner Kindheit zurückzieht, ein Bergbach zwischen den dunklen Hängen der Highlands. Niemand kann genau sagen, wie der Lachs unter Hunderten von Flüssen und Bächen, die Richtung Nordsee fließen, genau denjenigen wiederfindet, wo er einst geboren wurde. Hierher kehrt er zum Laichen zurück. […]