Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Peaks of the Balkans

Die verwunschenen Berge

Durch die Albanischen Alpen streifen noch immer Bären, Luchse und Wölfe

Im Nebel blicken die düsteren Asthöhlen der Schlangenhaut-Kiefern die Wanderer wie weit aufgerissene Riesenaugen an. Ihre verschlungenen Wurzeln verflechten sich zu versteinerten Natternnestern. Auf den Bergwiesen leuchten die orange-gelben Blütenkronen der Albanischen Lilien wie die goldenen Turbane, die man den osmanischen Sultanen andichtete, vor denen die Christen der alten Handelsmetropole Shkodra einst in die Berge flohen. Nach einem Regenschauer überqueren dutzende Feuersalamander die Waldwege.

In Sachen Wildheit stellen die Berge im Norden Albaniens die Alpen in den Schatten: Zwar ragen die Albanischen Alpen mit dem Jezerca als höchstem Berg nur 2694 Meter hoch, müssen sich aufgrund ihrer tiefen Trogtäler und spektakulären Gipfellandschaften nicht vor anderen europäischen Hochgebirgen verstecken. Das Gebirge im Norden Albaniens ist nur äußerst dünn besiedelt und die Natur blieb bis heute meist sich selbst überlassen. Gleich vier Nationalparks und ein Unesco-Weltnaturerbe-Reservat durchquert der Dreiländer-Wanderweg „Peaks of the Balkans“ durch Montenegro, Albanien und den Kosovo. Die gesamte Runde umfasst zehn Tagesetappen, kann jedoch durch zahlreiche Varianten abgekürzt oder erweitert werden.

Noch vor dreißig Jahren war es den Menschen unmöglich, auf den uralten Schäferpfaden ins Nachbarland zu gelangen. Vor dem Zusammenbruch des Kommunismus war Albanien hermetisch abgeriegelt und vollkommen verarmt. Zuletzt zog der 192 Kilometer lange Fernwanderweg über die Grenzen eine wachsende Zahl an Touristen an – vor allem aus den deutschsprachigen Ländern. […]