Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Aksu Jabagly

Auf der wilden Seite der Seidenstraße

Einst fürchteten sich die Handelskarawanen in Zentralasien vor der Abgeschiedenheit der Tian Shan-Berge und ihren Raubtieren. Heute führen Wanderwege in das Revier von Wölfen, Bären und Schneeleoparden.

Der Wolf lässt nicht lange auf sich warten. Gerade eben hatte Ismatullah Jumanov noch von der artenreichen Tierwelt des Tian Shan-Gebirges geschwärmt, von Wildschafen, Murmeltieren und seltenen Schmetterlingen – da steht der gefürchtete Räuber urplötzlich vor den Wanderern – weniger als 500 Meter entfernt. Aus der Deckung eines Wacholderhains blickt er die Eindringlinge in sein Revier mit wachsamen Augen an.

Beginnen wir unsere Wanderung in die Wildnis Kasachstans also ganz am Ende der Nahrungskette mit ein bisschen Herzklopfen. Der Wolf verfolgt aufmerksam die sich vorsichtig nähernden Menschen. Er scheint keineswegs verängstigt. Bald taucht hinter ihm ein zweites Tier auf. Ob es ein ganzes Rudel ist? „Sie kennen mich seit langem“, flüstert Jumanov, „nicht weit von hier ist ihr Bau. Ich war oft in ihrer Nähe, als sie ihre Welpen aufgezogen haben. Vielleicht sehen sie mich ja wie einen entfernten Verwandten.“

Jumanov ist Biologe. Niemand kennt die Tierwelt im Naturreservat Aksu Jabagly, Zentralasiens ältestem Schutzgebiet, besser als der gebürtige Usbeke. Seit 17 Jahren erforscht er die Fauna und Flora im Westlichen Tian Shan-Gebirge im wilden Grenzgebiet zwischen Kasachstan, Kirgisistan und Usbekistan. Von hier zieht sich das Tian Shan fast 2500 Kilometer bis nach China. […]