Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Peking

Der Puls des Drachen

Nirgendwo sonst ist die wechselhafte Geschichte Chinas so präsent wie auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Er ist der ewige Zeuge des Tiananmen-Platzes. Seine Augen haben alles gesehen. Er sah Revolutionsführer und Präsidenten, Rockstars und Paparazzi, Massenaufläufe und Hungerstreiks, das rote Fahnenmeer der Kommunisten und die weiße Göttin der Demonstranten für Demokratie. Er weiß um die immer wiederkehrenden Abläufe der Nationalfeierlichkeiten und Gedenktage, noch nie entging ihm auch nur ein Detail der Geschichte. Er sah die Blumenkränze, die Spruchbänder, die Panzerspuren, das Blut. Vor seinen Augen zieht Tag für Tag die bewaffnete Polizei in vollendetem Gleichschritt vorbei, Tausende Touristen strömen aus der Verbotenen Stadt und halten vor seinem Antlitz inne. Nun starrt das Konterfei des „Großen Vorsitzenden“ hinüber zur Olympiauhr, die die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zum 08.08.2008 um 20:08 Uhr rückwärts zählt.

Das große Maoporträt auf dem Tor des Himmlischen Friedens ist längst zum Wahrzeichen Pekings geworden. Wie ein unauslöschlicher Anachronismus wacht es über die Weltstadt, die in diesen Tagen so schnell wie keine andere ihr Gesicht verändert. Alte Kaiserstadt,  Millionenmoloch, Machtmetropole und nun Olympiastadt: Auf dem Tiananmen-Platz blickt man in die unzähligen Gesichter Pekings. Hier schlägt das Herz Chinas und nirgendwo sonst ist der Stolz der aufstrebenden Nation so deutlich spürbar. […]