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Zeitenwandel

Die Gebetsmühlen mahlen schneller

Touristen wähnen sich im letzten Himalaya-Königreich Bhutan auf einer Zeitreise in die Glaubenswelt Buddhas. Doch im Land des Donnerdrachens steht die Zeit nicht still

So sieht es an klaren Tagen aus“, sagt der Mönch und zeigt ein Panoramafoto auf seinem neuen Smartphone. Der 39-jährige Gyeltshen hat gerade seine Meditation im Innern des Lungchu Tsey-Klosters abgeschlossen. Wenn es nicht in Nebel gehüllt ist, blickt man von dem Heiligtum auf einem Bergrücken auf die ewig weißen Gipfel der Siebentausender an der Grenze zu Tibet mit dem 7570 Meter hohen Gangkhar Puensum, dem höchsten unbestiegenen Berg der Welt.

Von der Decke des kleinen Klosters blickt ein goldener Drache grimmig auf das Display des Mönchs. An den Wänden tummeln sich bunte pferdeköpfige und totenkopfgekrönte Gottheiten neben Elefanten, Affen und Hasen – nicht weniger schrill als die Helden eines Computerspiels. Pilger haben Früchte und Gemüse als Opfergaben vor einer Statue des Guru Rinpoche niedergelegt. Der Begründer des tibetischen Buddhismus soll seine Lehren im 8. Jahrhundert nach Bhutan gebracht haben.

„Hier oben ist der Handy-Empfang besser als auf meinem Zimmer“, sagt der Mönch. „So kann ich nach dem Meditieren mit meiner Familie chatten.“ Nur einmal im Jahr kommt seine Mutter aus Paro im Westen Bhutans zu Besuch. „Per Video-Chat sehen wir uns aber regelmäßig. Ich bin gar nicht so abgeschnitten von der Welt.“

In Druk Yul, dem Land des Donnerdrachens, so der Staatsname Bhutans in der Landessprache, steht die Zeit nicht still. Seit wenigen Jahrzehnten öffnet sich das Land vorsichtig westlichen Einflüssen, technischen Neuheiten und dem Tourismus. Erst 1999 wurden Fernseher eingeführt. Inzwischen haben fast alle Bhutaner ein Mobiltelefon und mehr als 750.000 der 800.000 Einwohner einen Internet-Anschluss – vor etwas mehr als zehn Jahren waren es noch weniger als 5000. […]