Wenn im Süden der Serengeti die Kälber der Gnus geboren werden, sind die Raubkatzen nie weit
Der Leopard ist umzingelt. Dreizehn Safari-Wagen drängen sich um die Schimakazie, die sich die gefleckte Katze zur Morgen-Siesta ausgesucht hatte. Sie hat sich in die höchsten Äste zurückgezogen. Einen Fluchtweg für das Tier freizulassen, haben die Guides vergessen. Kameras klicken. Funkgeräte knarren. Familien und Flitterwöchner rufen, hantieren mit Ihren affenarmlangen Kameraobjektiven und strecken ihre Mobiltelefone in die Höhe. Nur ob die Raubkatze da oben in der Akazie gerade schnurrt oder knurrt, hört niemand.
„Lassen wir das arme Tier“, murmelt Tumaini Cleopa missmutig und steuert den Geländewagen sogleich an dem Leoparden-Stau vorbei. Der Massai hat wenig Verständnis für Touristen, die sich hier anscheinend in einem Zoo wähnen und allein nach Tansania gekommen sind, um die Big Five von ihrer Bucket-Liste abzuhaken: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard – als hielte die Serengeti nicht noch viel mehr Wunder der Tierwelt bereit für diejenigen, die offen dafür sind, eines der spannendsten Ökosysteme der Erde kennen zu lernen.
In Ndutu, zwischen dem Serengeti-Nationalpark und dem Ngorongoro-Krater spielt sich gerade ein besonderes Schauspiel ab, das die weite Ebene zu einer Bühne eines Theaterstücks um Leben und Tod macht. Wenn nach der Regenzeit das kostbare Wasser die staubige Savanne in eine Fläche aus frischem Grün verwandelt, bringen die Gnus, Zebras und Gazellen hier zu Tausenden ihre Jungen zur Welt. Dann beginnt die Zeit der Katzen. […]