In Afrika geht die Zahl der Löwen dramatisch zurück. Im Tarangire- und Ruaha-Nationalpark in Tansania sind die Könige der Tiere aber wieder auf dem Vormarsch
„Die Spur führt in den Sumpf!“, Sosio Mollen mustert den Horizont und deutet auf den roten Sand neben dem Geländewagen. Im feuchten Boden sieht man deutlich die Abdrücke von mächtigen Löwenpranken. „Die Fährte ist noch ganz frisch!“, flüstert der Safari-Guide. Über dem offenen Sumpfland liegt eine trügerische Stille. Kein Perlhuhn gackert aufgeregt, kein Pavian bellt – sonst oftmals Zeichen, dass Raubkatzen in unmittelbarer Nähe sind.
In einiger Entfernung stolziert eine Gruppe Strauße nichts ahnend über die Grasebene, die irgendwo in den Morast des Silale-Sumpfs in Tansanias Tarangire-Nationalpark übergeht. Dahinter erhebt sich im Dunst der mächtige Vulkankegel des Oldonyo Sambu.
Sosio steuert den Wagen in Richtung Sumpf und tritt plötzlich auf die Bremse. Etwas bewegt sich im hohen Gras. Tatsächlich: Eine Löwin hat sich mit ihren vier Jungen auf den Boden gekauert, für das ungeübte Auge vollkommen unsichtbar. Unbemerkt hat sie sich wohl an die sechs Strauße herangepirscht. Als der Wagen sich nähert, räkeln sich die Kleinen übermütig im Gras und fallen dann spielend übereinander her. Das Menschengefährt scheint sie nicht im Geringsten zu stören, ist es aus Erfahrung doch weder Gefahr noch Beute. Durch die Ankunft der Touristen ist der Mutter jedoch eine Chance auf ein fettes Brunch entgangen. Die Strauße haben die Raubkatze inzwischen bemerkt und recken aus sicherer Entfernung aufgeregt die langen Hälse. Noch schleicht sie sich ein wenig näher an die Vögel heran, doch die Entfernung ist viel zu weit, um jetzt noch einen Blitzangriff zu wagen. Die Löwin fläzt sich nach Katzenart zurück ins Gras. Für heute haben die Strauße noch einmal Glück gehabt.
Die meisten Touristen, die in Tansania Löwen beobachten möchten, fahren in die Serengeti und den Ngorongoro-Krater. In weniger bekannten Nationalparks wie Tarangire oder Ruaha stehen die Chancen jedoch fast genauso gut, sie zu beobachten. Während sich in den berühmten Schutzgebieten nicht selten ein Dutzend Safari-Jeeps um eine Raubkatze staut, hat man den König der Tiere in Tarangire und Ruaha meist ganz für sich allein. In Ruaha allein leben etwa zehn Prozent der Löwen Afrikas. […]