Südafrikas Ostkap-Provinz ist ein mythisches Land der Geschichtenerzähler
Im Land, wo die Sonne aufgeht, lag eine Grotte, aus der die ersten Menschen, ja, alle Menschen, und selbst die Tiere kamen. Zur selben Zeit waren Sonne und Mond und vergossen ihr Licht. Bäume, Gras und alle Pflanzen wuchsen und waren Nahrung für alle Menschen.
Mit diesen Worten begann für den kleinen Nelson Mandela der Anfang der Welt. Wie die meisten Kinder seiner Generation muss er den Ursprungsmythos der Xhosa irgendwann einmal aus dem Mund seiner Großmutter gehört haben. Vielleicht in einer jener kleinen Rundhütten von Qunu, die sich wie eine verstreute Ziegenherde über das weite, von blondem Savannengras überzogene Hügelland verlieren. Viele davon sind heute in fröhlichem Türkis, Orange oder Rosa gestrichen. Sie tragen spitze Strohhauben oder Blechdächer. Ihre Türen öffnen sich allesamt nach Sonnenaufgang.
Viele Jahre später, lange nach seinem bewegten Leben als Hirtenjunge, Anti-Apartheids-Kämpfer, politischer Gefangener, Friedensnobelpreisträger und Präsident Südafrikas wandte sich Mandela wieder den Geschichten der Kindheit zu. Er gab ein Buch mit seinen afrikanischen Lieblingsmärchen heraus. 2006 erschien es auch auf Deutsch als Taschenbuch. Eine touristische Route folgt den Geschichtenerzählern in seiner Heimatregion, Südafrikas Ostkap-Provinz.
Gäbe es auf dem Kontinent der Mythen und Märchen einen Weltmeistertitel für die fleißigsten Geschichtenerzähler, die Xhosa gehörten sicher zu den Favoriten. […]