Die meisten Touristen kommen nach Südafrika wegen seiner Löwen, Nashörner und Elefanten. Doch Naturbegeisterte staunen genauso über den Kaphonigvogel, die Königsprotea und ein Blumenreich der Rekorde.
Sein Reich ist ein Blumenfeld wie aus einem Märchenfilm. Prinzessinenpink, königsrot und feenweiß blüht es am Fuß des Simonsbergs. Unweit der Pflanzenidylle verleiht ein schroff aufsteigender Gebirgszug den verwunschenen Blüten eine eindrucksvolle Kulisse. Und Ernst van Jaarsveld streicht mit seiner von trockener und feuchter Erde gefurchten Gärtnerhand über frisches Grün, zarte Knospen und mit Dornen bewehrte Blüten. „Von dieser hier, Cyanella orchidiformis, und diesen Watsonia dort, nutzten die indigenen Völker bereits die Knollen als Nahrung“, sagt der Botaniker, „aus dieser hier machten sie Schlingen für ihre Fallen und aus diesen Wasserpflanzen hier, Aponogeton distachyos, machen wir Südafrikaner Eintopf. Überhaupt wissen wir fast alles über den Nutzen und die Heilwirkung der Arten von den Khoisan am Kap. Es war ihre Kenntnis über die Pflanzen, die ihnen das Überleben in dieser harschen Umgebung ermöglichte.“ Wer Ernst Jacobus van Jaarsveld über ein blühendes Feld an Südafrikas Westkap folgt, begibt sich auf eine Safari ins Reich der Pflanzen. Kaum jemand weiß so viel über die Abertausenden an Arten, wie der 70-jährige, der fast vier Jahrzehnte im berühmten Botanischen Garten von Kirstenbosch in Kapstadt arbeitete.
„Wir haben hier eine Vielfalt, die weltweit ihresgleichen sucht“, sagt van Jaarsveld. Das Kap-Florenreich, die Capensis, ist das kleinste der sechs kontinentalen Florenreiche der Welt. In Hinblick auf seine Artenzahl im Verhältnis zur Fläche ist es jedoch das reichste. Es umfasst lediglich 0,5 Prozent Afrikas an der Südspitze des Kontinents, ist hingegen Heimat von fast 20 Prozent seiner Pflanzenarten. Durch einen Wüstengürtel ist es von der riesigen Paläotropis getrennt, die fast ganz Afrika umfasst und über die Arabische Halbinsel, Indien und Südostasien bis Neuguinea reicht. Von mehr als 9000 bekannten Pflanzenarten der Capensis sind etwa 70 Prozent endemisch. Viele Blumen gab es ursprünglich einzig in einem recht schmalen Streifen Land, der sich grob von den Zedernbergen nördlich von Kapstadt bis Port Elizabeth zieht. Etliche sind heute jedoch aufgrund ihrer Farbenpracht und Formenvielfalt beliebte Garten- und Balkonpflanzen weltweit. Klivien, Freesien, Kapkörbchen und die Echte Amarylis haben allesamt ihre Heimat an der Südpitze Afrikas. […]