Casablanca ist schön wie ein alter Kinofilm und gleichzeitig ein unbarmherziger Moloch
Casablanca. Ich schau dir in die Augen, Großes. Noch einmal. Ein letztes Mal. Letzte Augenblicke im Moloch. Die Stunden rinnen dahin. Und noch einmal singen die Muezzine, stöhnen die Bettler, lärmen die Marktschreier und Taxifahrer. Das alte Lied von Casablanca. Spiel es noch einmal. Unterwegs in der Medina. Man lässt sich durch die engen Gassen treiben, sammelt noch einmal Bilder, Gerüche und Klänge. Ein letztes Mal. Hier in der Altstadt hinter der ockerfarbenen Mauer ist Marokko ganz sich selbst. Ein Land zwischen Orient und Okzident, zwischen mittelalterlichen Korangesängen und Eminem. Casablanca – das ist die westlichste Stadt des Orients oder die orientalischste Stadt des Westens, je nachdem. Manche sagen, Casablanca sei eine Stadt, so schön wie einst Ingrid Bergman. Andere sagen, sie sei so unansehnlich, dass sie ihren schönen Namen nicht verdient habe. Casablanca. Gibt es einen schöneren Namen für eine Stadt? Aber das Dar-el-Beida von heute – so der arabische Name – hat nichts gemeinsam mit jenen mythischen Blickkontakten in knisterndem Schwarzweiß, die jeder in Europa damit assoziiert, wenn er an Casablanca denkt. […]