Auf Wildhund-Safari in Botsuanas Okavangodelta
Die Geier warten schon. Sie haben längst das große Fressen gewittert. Ein Spähtrupp der aschgrauen Vögel hockt im Geäst einer abgestorbenen Akazie und reckt die nackten Hälse. Nur einen kurzen Gleitflug entfernt liegt ein mächtiger Löwe neben einem toten Gnu im Schatten eines Mopanebuschs. Er hat die Eingeweide herausgerissen und den Kadaver bis auf die Rippen ausgehöhlt. Seine gewaltige Mähne ist blutverklebt. In Thuso Rasegogwas Ohren vibriert der metallene Flügelschlag der Aasfliegen, der trockene Savannenwind, das Flüstern der Buschvögel, das lethargische Gurren der Wildtauben. Und irgendwo in weiter Ferne, so weit, dass es ein gewöhnliches Menschenohr nie hören würde, bellt ein Pavian. “Lassen wir den Löwen!”, Thuso hat es plötzlich eilig. Er startet den Motor des Geländewagens. Ist ein Löwe vor der Kamera, der sich über seine Beute hermacht, nicht der Höhepunkt einer jeden Safari? Mag sein. Aber gar nicht weit von hier, irgendwo dort, wo der Pavian bellt, so verspricht es Thuso, wartet ein neues Abenteuer der Wildnis. Eines, das selbst dem König der Tiere beim Sonntagsbrunch die Show stehlen könnte. Am Morgen haben Ranger in der Nähe des Flugstreifens die Spuren von Wildhunden entdeckt. Seit Wochen war das Rudel irgendwo in den Weiten des Okavangodeltas verschwunden. Nun sind sie wieder zurück im Zentrum ihres Reviers. Thuso ist überzeugt, dass mich eine Begegnung mit den Tieren über die verkürzte Löwenmahlzeit hinwegtrösten wird. […]