Win Schumacher journalist, fotograf, weltreisender alles wahre leben ist begegnung
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Wirruwana

Rückkehr der Zottel-Kängurus

Eine Insel vor Westaustralien gehört zu den ersten Orten, wo Europäer ihren Fuss auf den neuentdeckten Kontinent setzten. Die faszinierende Tierwelt, die sie 1616 dort vorfanden, war schnell ausgerottet. Nun aber kehrt sie zurück.

Das Pärchen im Scheinwerferlicht erstarrt. Geblendet blicken die beiden Kängurus aus unschuldigen Zwergkaninchen-Augen in Richtung des Riesengefährts, das langsam auf sie zurollt. Eben noch hatten sie sich unbeobachtet gewähnt auf ihrem Inselausflug im nächtlichen Nirgendwo. Selbst als der Geländewagen nur wenige Meter von ihnen entfernt ist, haben die kleinen Beuteltiere mit dem mausbraunen, auffallend dicken Pelz anscheinend noch immer keine potentielle Gefahrenquelle ausgemacht.

Will Wardle hat rasch den Fuß vom Gaspedal genommen, als er die beiden in der Dunkelheit entdeckt hat. „Rufous Hare-Wallabies“, sagt der Australier, auf Deutsch: Zottel-Hasenkängurus. „Ihr Verhalten ist ganz typisch”, erklärt der 22-jährige Fotograf und Dokumentarfilmer, „Sie verharren einfach in Starrhaltung. Auf eine nächtliche Begegnung scheinen sie nicht vorbereitet.“ Die kleinen Kängurus sind nicht nur äußerst niedlich, sie gehören auch zu den seltensten Beuteltieren Australiens. „Nur hier und auf ein paar anderen Inselchen und Schutzgebieten kann man ihnen heute noch begegnen“, sagt Wardle.

Dirk Hartog oder Wirruwana, wie die Ureinwohner die größte Insel vor der westaustralischen Korallenküste nennen, ist in den letzten Jahren nicht nur für rare Kängurus zum Zufluchtsort geworden. „Als ich ein Kind war, gab es auf der ganzen Insel keine Beuteltiere mehr“, sagt Wardle, während er seinen Geländewagen weiter über die Sandpisten der nächtlichen Insel steuert, „jetzt aber sehen wir immer mehr von ihnen, vor allem in der Nacht. Es ist aufregend, mitzuerleben, wie sich dieser Ort gerade verändert“. […]